Nachruf Fritz Siegenthaler


Fritz Siegenthaler – Initiator, Pionier und Ehrenmitglied von Swiss Orienteering

Fritz, geboren am 25.09.1946, wuchs als ältestes Kind zusammen mit seinen beiden Schwestern im Twärengraben im Trub im Emmental auf. Nach der Lehre als Apparatebauer in Langnau zog es ihn des Berufs wegen Bern zu. Als versierter Konstrukteur wendete er sich zunehmend nebst der Apparatebautechnik auch den neueren Technologien, wie der aufkommenden Elektroniktechnik zu. Er hat massgebende Entwicklungen geprägt, wie beispielsweise die ersten Billettdruckautomaten, den heutigen Vorläufer der Billettautomaten. Seine Neugier, sein berufliches Interesse und sein Hang zur Tüftelei brachten ihn rasch zu den damals aufkommenden ersten programmierbaren Rechnern. So war es für ihn naheliegend, die programmierbaren Tisch- und Taschenrechner der 70er Jahre für die Auswertung von Laufzeiten beim OL einzusetzen, um die damals obligaten Rechnungsbüros zu entlasten. Er suchte und entwickelte alsbald Möglichkeiten die übliche Kopfrechnerei programmierbar zu automatisieren, mit dem Ziel, rasch OL-Ranglisten erstellen zu können. Somit konnten die damals obligaten Resultat-Wöschhänkine abgelöst werden und so quasi nebenbei konnten damit anhand der manuell erfassten Anmeldedaten im Voraus die Startlisten erstellt werden. Später entwickelte Fritz Möglichkeiten, um mit diesen Rechnern Bahnen zum Plotten programmieren zu können bis hin zu den aufwändig programmierten Bahnen für Staffeln mit Gabelungssystemen (SOM, Pfingststaffel). Der innovativste Sprung gelang wohl 1980 anlässlich des 5-Tages OL’s mit 6000 Teilnehmenden, als diese technischen Entwicklungen zur Datenverarbeitung für den OL-Sport eingesetzt wurden. Daraus entstand auch das erste vom OL-Verband eingesetzte Tool, um Voranmeldungen digital administrieren zu können.

 

Fritz war in den Junioren und Elitejahren - sein erster Elitesieg datiert 1967 - ebenfalls erfolgreicher OL-Läufer. Dieser Sport, welchem er bis zuletzt, soweit es seine Gesundheit zuliess, als Aktiver treu blieb, zog ihn in viele neue Gebiete und Länder.

 

Fritz war seit 1964 Mitglied der OLG Skandia sowie seit 1977 Mitglied der OLG Bern und während Jahren Präsident der wohl kleinsten OLG (OLG Trubschachen, gegründet 1982, aufgelöst 1999).

Schon früh erkannte Fritz als Helfer, Bahnleger, Kartenaufnehmer, Ideengeber, Initiator und Organisator das Potential der Gebiete im oberen Emmental und im Entlebuch und er erschloss mit seinem Engagement dem OL-Volk unzählige OL-Leckerbissen in Voralpinem Gelände. Es gelang ihm immer wieder, Behörden, Jäger, Jagdaufsicht, Wildhüter, Waldbesitzer, Landbesitzer und Landwirte zu überzeugen, dass in diesen Gebieten der OL-Sport schonungsvoll ausgeübt werden kann und dass dadurch ein volkswirtschaftlicher Nutzen für die Region entsteht. Als technischer Delegierter, J+S-Experte und Chefexperte im Kanton Bern vermittelte er zudem das Knowhow auf allen Ebenen zum Gelingen von schönen OL-Erlebnissen und der Weiterentwicklung des OL-Sports.

 

All diesem Wirken zu Ehren wurde Fritz an der Delegiertenversammlung vom 24.02.2001 zum Ehrenmitglied von Swiss Orienteering gewählt.

Nach verschiedenen gesundheitlichen Rückschlägen lebte Fritz die letzten Jahre im Alters- und Pflegeheim in Bremgarten. Ihm, der immer selbstbestimmt viel unterwegs und auf Reisen war, fiel es schwer seine körperlichen Einschränkungen zu akzeptieren. Das aktive Ausüben des geliebten OL-Sportes fehlte im sehr. Dennoch war er immer noch bestens übers aktuelle OL-Geschehen im Bilde. Er wollte es sich beispielsweise nicht nehmen lassen an der HV 2022 der OLG Bern teilzunehmen und liess sich mit dem Taxi zur HV hin und zurück chauffieren.

 

Am 6. Februar 2023 hat Fritz seinen vorbestimmten Weg ohne Karte und Kompass angetreten und ist friedlich für immer eingeschlafen. Danke Fritz, dass wir Teil deines Weges sein durften.

Fritz verhalf vielen von uns zu unvergesslichen Begegnungen und OL-Erlebnissen als Förderer zu Gunsten des OL-Sports. Wer vergisst schon die legendären Trubschacher OL’s (Regionale-OL, Nationale-OL, SOM, EOM) in den Gebieten Chrümpelgraben, auf dem Blapbach, im Twärengraben bis zur Schinenalp hoch, im Salwideli, an der Schrattenfluh, auf dem Hilferenpass, im Gebiet Glaubenbielen, um den Nünalpstock bis Glaubenberg und Sattelpass sowie Sewenalp usw. Fritz’ Bestreben war auch, dass es an jedem Trubschacher OL mindestens für alle Podestplätze einen Preis gab. Fritz hingegen, bescheiden wie er immer geblieben ist, wollte nie etwas für sich selber annehmen. Er hinterlässt uns eine grosse Hinterlassenschaft seines umfangreichen Wirkens.

 

 

 

Quellen: Privatarchive, OLG Skandia, OLG Bern

Text: Jürg Wälchli, Spiez, OLG Skandia